Wir wollen den Erwartungen wieder vollumfänglich gerecht werden

Sehr geehrte Damen und Herren

Das Jahr 2020 hat die BLS gefordert wie kaum ein Jahr in ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte. Die Corona-Pandemie hat uns das ganze Jahr über viel abverlangt. Zudem haben wir uns den belastenden Themen zu den Abgeltungen im regionalen Personenverkehr gestellt. Wir ziehen die Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit und setzen alles daran, unsere finanzielle Situation zu bereinigen.

Editorial
Ausserordentlicher Einsatz der Mitarbeitenden

Obwohl die Umstände schwierig waren, hatten wir unser Tagesgeschäft jederzeit im Griff. Unsere Fahrgäste waren im Jahr 2020 gewohnt sicher und pünktlich in unseren Zügen und Bussen und auf unseren Schiffen unterwegs. Unsere Mitarbeitenden haben die Herausforderungen der Corona-Pandemie angenommen und für die Fahrgäste und die nationalen wie internationalen Güterverkehrskunden eine hervorragende Leistung erbracht. Im Namen des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung danken wir allen Mitarbeitenden für ihren ausserordentlichen Einsatz.

Systemrelevanter öffentlicher Verkehr

Infolge der Corona-Pandemie sind die Fahrgastzahlen phasenweise stark eingebrochen. Trotzdem sind im Jahr 2020 gut 50 Mio. Personen mit der BLS gereist. Das sind 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Die BLS hat dazu beigetragen, dass der öffentliche Verkehr auch in diesen unsicheren Zeiten gewohnt zuverlässig funktionierte. Die uns von Bund und Kantonen anvertrauten Bahn- und Buslinien konnten wir das ganze Jahr über aufrechterhalten.

Wichtig ist natürlich auch, dass wir sowohl unsere Fahrgäste wie auch unsere Mitarbeitenden so gut wie möglich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Dazu setzen wir die Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit konsequent um. Gemeinsam mit allen ÖV-Unternehmen haben wir bei der Bewältigung der Corona-Pandemie eine hohe Flexibilität gezeigt.

Corona verursacht Verluste bei der Personenmobilität

Weniger Fahrgäste bedeuten für die BLS weniger Einnahmen aus dem Billettverkauf. Deshalb weisen wir im Geschäftsfeld Personenmobilität einen hohen Verlust von 49 Mio. Franken aus. Alle Bereiche dieses Geschäftsfelds, also die Bahn, der Busverkehr, die Schifffahrt und der Autoverlad, haben Verluste erlitten. Der Verlust des gesamten BLS-Konzerns beträgt 50,8 Mio. Franken.

Weil wir verschiedene Sachverhalte im Abgeltungswesen bereinigt und in diesem Zusammenhang Reserven aufgelöst haben, können wir den Verlust beim abgeltungsberechtigten Regionalverkehr mindern. Nach dieser Bereinigung resultiert beim Regionalverkehr ein Verlust von 10,8 Mio. Franken, den wir dank der ausserordentlichen Unterstützung des Bundes grösstenteils auffangen können.

Die Corona-Pandemie wird auch unser Geschäftsjahr 2021 belasten. Aktuell müssen wir mit verschiedenen Szenarien arbeiten und mit Schwankungen umgehen. Unabhängig von den kurz- und mittelfristigen Unsicherheiten sind wir überzeugt, dass der öffentliche Verkehr langfristig als effizientes und umweltfreundliches Verkehrsmittel erfolgreich bleiben wird.

Finanzielle Führung verbessern

Neben der Corona-Pandemie haben uns im Jahr 2020 auch die kritischen Themen zu der Abgeltungspraxis und Abgeltungshöhe im Regionalverkehr stark belastet. Hier wurden über Jahre schwerwiegende Fehler gemacht, die es jetzt wiedergutzumachen gilt. Die Abgeltungen, die wir aus der Nichtberücksichtigung von Halbtaxerlösen zu viel erhalten haben, zahlen wir vollumfänglich zurück. Mit dem Bund und den Kantonen haben wir für die BLS AG und die Busland AG eine Einigung zur Rückzahlung von 49 Mio. Franken inklusive Verzugszinsen erzielt.

Ausserdem berücksichtigen wir in der Jahresrechnung 2020 weitere Sachverhalte, die im Rahmen der Prüfung der Eidgenössischen Finanzkontrolle im letzten Jahr adressiert wurden. Die Aufarbeitung dieser Themen belastet das Ergebnis zusätzlich. Es geht dabei etwa um die interne Verrechnung von Bahnersatzleistungen oder Mietzinsen. Die BLS begrüsst, dass der Bund für die zukünftige Behandlung dieser Sachverhalte klare Regeln aufstellt.

Erwartungen wieder erfüllen

Selbstverständlich werden wir die juristische Aufarbeitung der Vorfälle vollumfänglich unterstützen. Unabhängig davon haben wir verschiedene Verbesserungen aufgegleist und wollen diese nun so schnell wie möglich umsetzen. Aktuell erstellen wir die Offerte für den abgeltungsberechtigten Regionalverkehr für das Jahr 2021. Dabei wenden wir bereits den transparenten und partnerschaftlichen Prozess an, den wir in Abstimmung mit Bund und Kanton Bern neu gestaltet haben.

Künftig werden wir in der Unternehmensführung noch besser hinschauen, damit wir allfällige Probleme früh erkennen und beheben können. So wollen wir sicherstellen, dass wir zukünftig den Erwartungen der Besteller, der Kapitalgeber und der Öffentlichkeit an die BLS wieder vollumfänglich gerecht werden.

Unsere Mitarbeitenden haben das vergangene, herausfordernde Jahr mit viel Herzblut, Einsatz und Kompetenz gemeistert. Sie haben die BLS allen Widrigkeiten zum Trotz weiter bewegt. An diese Leistung wollen wir in Zukunft anknüpfen, damit wir alle wieder mit Stolz auf die BLS blicken können.

 

Ueli Dietiker, Präsident des Verwaltungsrats

Dr. Dirk Stahl, CEO